Die Verwaltung weist in dieser Sache mit dem Finger Richtung Politik. Der Stadtbaurat habe gesagt, es gelte, die privaten und öffentlichen Belange untereinander und gegeneinander abzuwägen und das in einen Bebauungsplan einfließen zu lassen. Die Verabschiedung dieses mit den Bürgerinteressen abgestimmten Plans sei die "vornehmste Aufgabe, die der Rat erfüllen kann". Dagegen könne dann nur noch vor Gericht angegangen werden.
Dennoch ist die Frage gestattet, welche Rolle die Verwaltung bei der Entscheidung des Rates spielt. Ein gut informierter Rat wird sich kein X für ein U vormachen lassen, aber wie gut sind die Ratsvertreter informiert?
Welchen Einfluss haben beispielsweise öffentliche Äußerungen des Stadtbaurates, der immerhin zum Verwaltungsvorstand in Witten, also zur Verwaltungsspitze.gehört, auf die Beurteilung der Sachlage durch den Rat?
Obwohl dem Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke die Untersuchungsergebnisse des Einzelhandelsgutachtens von Stadt+Handel schon seit Monaten vorlagen, stüzt er sich nicht auf diese Ergebnisse, sondern auf dubiose Quellen und erhärtet die politisch voreingenommene Sicht und die Ergebnisse der dilettantisch durchgeführten Umfrage der SPD-Ortsvereine in Herbede. Oder woher hat der Stadtbaurat seine Information über den angeblichen Kundenschwund und Kaufkraftverlust in Herbede?
Eine Richtigstellung wäre notwendig gewesen, ist aber nirgendwo zu finden.
Dr. Bradtke: "„Die Leute stimmen mit den Füßen ab. Es gibt viele Herbeder, die nach Heven in den neu gebauten modernen Supermarkt fahren.“ (Ruhr Nachrichten, 01.09.2011)
Stadt+Handel: "Eine deutliche Verlagerung der Kaufkraft an Standorte außerhalb des Stadtteils Witten-Herbede kann durch die Haushaltsbefragung nicht ermittelt werden". (Stadt+Handel: "Überprüfung der einzelhandelsbezogenen Entwicklungszielsetzungen für den Standortbereich Witten-Herbede, 12. September 2011", 12 MB (pdf)Hier läuft etwas falsch! Zwar beschreibt der Baurat auf der Homepage der Stadt Witten seine Aufgaben (zukunftsfähige Planungen, Konzepte und Projekte in allen wichtigen Lebensbereichen der Stadt, dem Wohnen, dem Arbeiten, dem Einkaufen, der Erholung, des Verkehrs und des Umweltschutzes zu entwickeln), die er "nach Maßgabe der politischen Entscheidungsträger zu realisieren" habe, aber muss dies so weit gehen, dass er die politisch motivierte Darstellung der Situation in Herbede durch die SPD dem gesamten Rat als objektive Erkenntnis anbietet?
Gäbe es Einigkeit unter den Wittener Bürgern und Initiativen und würden sie von den Vertretern im Rat fachlich kompetente und qualifizierte Arbeit verlangen und sich nicht damit abfinden, dass sachliche Fragen in "politische Angelegenheit" verwandelt werden, wäre dies für die Demokratie und die Stadt ein Gewinn.