„Herbede - Tor zum See?!" hieß das das Thema in einer Diskussions-Reihe „Perspektiven für Herbede“ am 05.10.2011.
Die Idee des Tourismus sei in Herbede noch gar nicht angekommen ist, obwohl der Stadtteil durch seine Lage ideale Voraussetzungen dafür habe, sagte Klaus Tödtmann (touristischer Geschäftsführer EN-Agentur), der ärgerlich feststellte: "Herbede findet überhaupt nicht statt!" Er ließ den Einwand des Optikers Dirk Sprenger, in Herbede gebe es zu viele Leerstände, deshalb habe Herbede nicht viel zu bieten, nicht gelten: "Herbede ist noch ein intaktes Zentrum", es schneide beim Vergleich mit anderen Stadtteilen gut ab. Mit wenig Aufwand könne man einiges sehr schnell ändern.
Auch er bestätigte damit indirekt das Ergebnis der Studie von Stadt+Handel, die vom Bürgerkreis als Chance und Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit im Stadtteil gesehen wird.
Ihm sei beispielsweise nur ein einziges Hinweisschild "Appartment zu vermieten" in der Meesmannstraße aufgefallen, sagte Tödtmann, obwohl ca. 40.000 Personen die Ruhrtalbahn, die in Herbede eine Station hat, jährlich nutzten, und obwohl, wie Wilfried Perner (Geschäftsführer Freizeitzentrum Kemnade) ausführte, fast 2 Millionen Besucher den Bereich um den Kemnader Stausee jährlich besuchten. Dieses Missverhältnis zu beheben sei nicht mit ein paar Schildern getan, wie die Werbegemeinschaft dies vor einem Jahr gefordert habe, sagte Perner, sondern es müssten räumliche Verbindungen zwischen dem Kemnader Stausee und dem Zentrum hergestellt werden.
In den letzten Jahren sind von den Bürgern in Herbede und vom Bürgerkreis zahlreiche Vorschläge für die Verbindung des Zentrums mit der Ruhr/dem Stausee gemacht worden, die von der Verwaltung nicht aufgegriffen und weiter entwickelt wurden. Die Zuschüttung der Unterführung im Bereich des Gerberviertels und die Überquerung der Bahngeleise Richtung Haus Herbede wurde schon vor vielen Jahren auf Workshops und Bürgerversammlungen hoffnungsvoll diskutiert und beschlossen - und doch scheiterten alle Initiativen an der ständigen Zerstörung mühsam aufgebauten Vertrauens: Die Verwaltung fand es wichtiger, Herbede gegenüber vom alten Rathaus und an der Bahnstation einen Lebensmittelsupermarkt aufzuzwingen, genau an der Stelle, den die Mehrheit der Herbeder Bürgern als besonders ideal für eine touristische Nutzung bewerten. Die Bürger nannten die Straße zwischen dem Rathaus und der alten Gerberschule bereits vor Jahren "Tor zur Ruhr". Sämtliche Beschlüsse der Bürgerversammlungen und Workshops zielen seit 8 (acht!) Jahren genau in diese Richtung: Nutzung des städtischen Geländes für Wohn- und Freizeitzwecke.
Zwar gibt es noch weitere Übergange zwischen dem Ort und dem See bzw,.der Ruhr. Aber keiner, der vergleichbar bedeutend für das Image des Stadtteils ist.
Für den Stillstand, der den Experten auf dem Podium unerträglich zu sein schien, sind nicht primär die Herbeder Bürger und Vereine verantwortlich, sondern Verwaltung und Fraktionen, die unbeeindruckt und unbelehrbar immer noch die Idee verfolgen, genau an dieser herrausragenden Stelle einen großflächigen Lebensmitteleinzelhandel anzusiedeln.
Die Herbeder Bürger haben sich schon vor langer Zeit dagegen entschieden und ihren Standpunkt bis heute nicht geändert. So sagte einer der anwesenden Gäste, der es Leid war, immer wieder von vorne über Grundsatzfragen sprechen müssen, über die Wittener Politiker: "Die hören einfach nicht hin". Es wunderte schließlich auch niemanden, dass beim RVR, wie Dirk Schmidt (RVR) sagte, keinerlei Hinweise bezüglich der Wünsche eines Übergangs über die Bahngleise vorlägen.
Und das genau ist das Problem, das die Bürger sprachlos macht: Sie werden nicht ernst genommen. Die Bürger werden keine Lösung mit tragen, die ihnen von der Verwaltung diktiert wird, und die sie für unsinnig halten. Es wird sich kein Bürger finden, der auf ehrenamtlicher Basis einer nicht zur Kooperation fähigen Verwaltung seine Zeit zur Verfügung stellt. Die Bürger sind selbstverständlich dazu bereit, nach vorne zu schauen, wie es der Fraktionsvorsitzende der CDU Klaus Noske forderte, wollen aber nicht dazu benutzt werden, den Scherbenhaufen, den die Verwaltung und einige Ratsmitglieder hinter ihrem Rücken anrichten, zusammenzukehren. Wenn die Verwaltung und insbesondere die Fraktion der SPD nicht schnellstens einlenken und den Bürgerwillen respektieren, wird der Schaden zum Nachteil Herbedes und der Stadt Witten wachsen.
Die CDU, die durch ihre Geschäftsführerin Claudia Gah (für Herbede im Rat), ihren Fraktionsvorsitzenden Klaus Noske und ihren stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Arnulf Rybicki vertreten war, könnte, wenn sie die Blockade durchbrechen und für Herbede wirklich etwas Gutes tun möchte, für eine größere Transparenz und Kontrolle der Verwaltung Sorge tragen. Sie sollten aus der Sicht des Bürgerkreises NICHT die Aufhebung des Moratoriums, das Herbede der CDU verdankt, beschließen, ohne die gleichzeitig darin enthaltene Bedingung abzusichern: Nutzung der Fläche im Gerberviertel für Wohnen und Freizeit, keine Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebs.
Die positiven Vorschläge der Experten und aus dem Kreis der Zuhörer könnten, mit Unterstützung der Verwaltung, dann endlich in Angriff genommen werden! Da es um Herbede ging, hätten wir es für sinnvoll erachtet, den Vorsitzenden des Heimatvereins ebenfalls als Podiumsgast einzuladen: Wer kennt die touristischen Schätze Herbedes besser als er?
Foto: Herzlichen Dank an Ernst Heßmann, "Der Herbeder"