Die große Korruption ist viel beachtet. Dazu zählen beispielsweise die Verwendung von Steuergeldern zum Kauf der Unterstützung bestechlicher Boulevardzeitungen, die Käuflichkeit von EU-Abgeordneten, Verhinderung von Strafverfahren usw.
Die kleine Korruption sei jedoch genauso schlimm, sagt Andreas Unterberger, Publizist und Politikwissenschaftler, Autor von "Österreichs meistgelesenem Internet-Blog" (www.andreas-unterberger.at). Sie sei "der im öffentlichen Bereich alltägliche Missbrauch von Macht zum eigenen Vorteil. Einziger Unterschied: die kleine Korruption macht selten Schlagzeilen."
Vielleicht ist die kleine Korruption sogar schlimmer, denn sie findet im Alltag, vor unseren Augen statt. Wir bekämpfen sie nicht, weil wir sie als zu unserem Alltag gehörend empfinden, wir die Menschen zu kennen glauben, so dass uns die Ungeheuerlichkeit des Missbrauchs von Ämtern nicht unbedingt als ein Vergehen bewusst wird.
Es ist auch nicht immer leicht, zwischen der Wahrung persönlicher Interessen und dem Missbrauch von Macht zum eigenen Vorteil zu unterscheiden, zumal die Beschuldigten meist über gute Ausreden verfügen. Vielleicht sehen sich potenzielle Kritiker selbst sogar als potenzielle Nutznießer eines möglichen Amtsmissbrauchs (interessant waren in diesem Zusammenhang die "Verteidigungsreden" in Leserkommentaren für den Plagiator von und zu Guttenberg: "Wir haben doch alle mal geschummelt"), oder die Bürger fühlen sich einfach nur ohnmächtig - und schweigen.
- In Herbede lässt sich der Leiter des Edeka-Marktes zum Vorsitzenden der Werbegemeinschaft wählen, die im Unterschied zum Vorsitzenden die Ansiedlung Edekas im Gerberviertel ablehnt. In seiner Funktion als Vorsitzender fordert er die "Verschiebung" des Zentrums in das Gerberviertel und erfüllt damit den größten Wunsch der Verwaltung und der SPD. Amtsmissbrauch? Kleine Korruption? Oder sogar große Korruption, denn der Schaden kann sehr groß sein (Verlust der Existenzgrundlagen anderer Einzelhändler, Verlust von Arbeitsplätzen, Verlust des gewachsenen Zentrums).
- Die Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes, für Herbede im Rat und Geschäftsführerin der CDU-Fraktion in Witten spricht sich jetzt ebenfalls für die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebs im Gerberviertel (Wohngebiet) aus. Sie selbst wohnt in einem Privathaus im Zentrum, sehr nahe dem Areal, das für eine Ausweitung einer Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel in Frage kommt. Dies wird ihr höchstwahrscheinlich nicht gefallen. Missbrauch der Macht zum eigenen Vorteil?