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Dienstag, 13. September 2011

Stadtplanung statt Planung - Edeka in Stockum

Beispiel Stockum: Wollen Sie so etwas im Gerberviertel?

Das Schild ganz rechts weist ausdrücklich darauf hin: 
Außerhalb der Geschäftszeiten ist das Gelände geschlossen
Also einfach nur tot, wenn die Leute Freizeit haben!

Was kann man in einem Stadtteil neu entwickeln, um sich darin wohl zu fühlen? Bis jetzt liegt er brach. Warum?

Erstens, weil diejenigen, die per Gesetz die Verfügungsgewalt haben - das sind unsere gewählten Vertreter – Herbede gar nicht genügend kennen, keine Vorstellung haben, was man für die Interessen der Bürger tun, ja, womit man neue Interessen wecken kann und, so scheint es, weil sie nichts als den Stadtsäckel im Auge haben. Dem geht es bekanntermaßen schlecht, aber er wird durch ein paar Hunderttausend mehr oder weniger auch nicht gesund – bei dem Schuldenberg!
Zweitens, weil vor 7 Jahren auch mit Unterstützung der Werbegemeinschaft der platte Verkauf an den höchstbietenden Discounter mit dem phantasievollen roten „i“ im blauen Namenszug und mit den absolut phantasielosen Markthallen verhindert wurde. Die Furcht war wohlbegründet, dass die Meesmanstr. sonst zwangsläufig austrocknen werde.
Drittens, weil vor 3 Jahren – wir erinnern uns an den „Schwarzen Donnerstag“ – Herbeder Bürger und Werbegemeinschaft gegen einen Vollversorger im Gerberviertel demonstriert und schließlich ein Moratorium erwirkt haben.

Inzwischen hat sich die Stimmung gedreht, denn führende Köpfe der Werbegemeinschaft würden jetzt selbst gerne in solch eine Markthalle samt vorgelagertem Parkplatz für die zu erwartenden Käufermassen investieren. Und der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins (offensichtlich die fünfte Kolonne der Ausverkaufsfraktion im Stadtparlament) stellt sich mit erhobenem Zeigefinger vor einen der bedauerlichen Leerstände und will uns weis machen, dass so ein Leerstand verschwindet, wenn nebenan noch mehr Verkaufsfläche entsteht.

Wenn aber schon mehr attraktive Verkaufsfläche in Herbede nötig sein sollte, dann für etwas, woran es fehlt. Zum Beispiel an einem reichhaltigen und bezahlbaren Obst- und Gemüse-Frischangebot. So etwa, wie es das im boni-Center gibt. Nicht aber für noch ein paar mehr Sorten Suppentüten, TK-Artikel oder Kosmetik-Fläschchen. Tatsache ist, dass die Supermärkte im Hammertal, in Blankenstein und Stockum so wenig Fläche dafür bieten, dass man sich hüten muss, eine heftige Wendung mit dem Einkaufswagen zu vollziehen. Weil man sonst dem nächstbesten Kunden den Wagen ins Kreuz rammt. Würde das in einem Gerber-Supermarkt anders sein? Und falls doch: Muss das überhaupt in einem neuen Supermarkt sein? Wären nicht eine der vielen Leerstände besser und zentrumsnäher? In der Innenstadt gibt es jedenfalls mehrere von der Sorte.

In Langendreer am Birkhuhnweg hat sich ein sehr attraktiver Markt auf nur 700 qm etabliert. Die Leute gehen da gerne einkaufen, weil das Personal freundlich und bemüht ist, das Angebot (viel Bio) interessant und die ganze Athmosphäre angenehm. Was zeigt, dass es zur Attraktivität gar nicht auf die schiere Größe ankommt.

Es gibt eine Künstler-Vereinigung, die wollte die Gerberschule als Ateliers mieten. Stellen Sie sich vor, da wären dann Hobbykurse und Malunterricht für Kinder angeboten worden. Was für eine Möglichkeit! Aber die Stadt hat mit fadenscheiniger Begründung die Vermietung abgelehnt und damit als Eigentümerin Mieteinnahmen verschmäht.

Es gibt auch einen Investor, der wollte ein Altenwohnheim dort bauen. Wieder hat die Stadt abgelehnt. Er hat nicht genug geboten. Geld war also wichtiger als der absehbare Bedarf in einer Gesellschaft, in der hilfsbedürftige Alte zunehmen werden. Die Sorge der Stadt ist offensichtlich, dass wir in Zukunft wohl eher verhungern als händeringend nach altengerechtem Wohnraum suchen werden.

Dann gab es da noch die behelfsmäßigen Container der Theatergesellschaft ‚Frohsinn‘. Die Leute haben eine sinnvolle Jugendarbeit geleistet. Aber sie mussten da raus. Wieder wurde ein wertvolles Angebot platt gemacht.

Und jährlich grüsst das Murmeltier.....

Wie lange soll das so gehen? Ich kann nur sagen: Einen Euro kann man nur einmal ausgeben. Attraktive und spannende Angebote zählen dagegen immer wieder neu.

Raimund Carmignac