Beispiel
Stockum: Wollen Sie so etwas im Gerberviertel?
Das Schild ganz rechts weist ausdrücklich darauf hin:
Außerhalb der Geschäftszeiten ist das Gelände geschlossen.
Also einfach nur tot, wenn die Leute Freizeit haben!
Was kann man in einem Stadtteil neu entwickeln, um sich darin wohl zu fühlen? Bis jetzt liegt er brach. Warum?
Erstens, weil diejenigen,
die per Gesetz die Verfügungsgewalt haben - das sind unsere
gewählten Vertreter – Herbede gar nicht genügend kennen, keine
Vorstellung haben, was man für die Interessen der Bürger tun, ja,
womit man neue Interessen wecken kann und, so scheint es, weil sie
nichts als den Stadtsäckel im Auge haben. Dem geht es bekanntermaßen
schlecht, aber er wird durch ein paar Hunderttausend mehr oder
weniger auch nicht gesund – bei dem Schuldenberg!
Zweitens, weil vor 7
Jahren auch mit Unterstützung der Werbegemeinschaft der platte
Verkauf an den höchstbietenden Discounter mit dem phantasievollen
roten „i“ im blauen Namenszug und mit den absolut phantasielosen
Markthallen verhindert wurde. Die Furcht war wohlbegründet, dass die
Meesmanstr. sonst zwangsläufig austrocknen werde.
Drittens, weil vor 3
Jahren – wir erinnern uns an den „Schwarzen Donnerstag“ –
Herbeder Bürger und Werbegemeinschaft gegen einen Vollversorger im
Gerberviertel demonstriert und schließlich ein Moratorium erwirkt
haben.
Inzwischen hat sich die
Stimmung gedreht, denn führende Köpfe der Werbegemeinschaft würden
jetzt selbst gerne in solch eine Markthalle samt vorgelagertem
Parkplatz für die zu erwartenden Käufermassen investieren. Und der
Vorsitzende des SPD-Ortsvereins (offensichtlich die fünfte Kolonne
der Ausverkaufsfraktion im Stadtparlament) stellt sich mit erhobenem
Zeigefinger vor einen der bedauerlichen Leerstände und will uns weis
machen, dass so ein Leerstand verschwindet, wenn nebenan noch mehr
Verkaufsfläche entsteht.
Wenn aber schon mehr
attraktive Verkaufsfläche in Herbede nötig sein sollte, dann für
etwas, woran es fehlt. Zum Beispiel an einem reichhaltigen und
bezahlbaren Obst- und Gemüse-Frischangebot. So etwa, wie es das im
boni-Center gibt. Nicht aber für noch ein paar mehr Sorten
Suppentüten, TK-Artikel oder Kosmetik-Fläschchen. Tatsache ist,
dass die Supermärkte im Hammertal, in Blankenstein und Stockum so
wenig Fläche dafür bieten, dass man sich hüten muss, eine heftige
Wendung mit dem Einkaufswagen zu vollziehen. Weil man sonst dem
nächstbesten Kunden den Wagen ins Kreuz rammt. Würde das in einem
Gerber-Supermarkt anders sein? Und falls doch: Muss das überhaupt in
einem neuen Supermarkt sein? Wären nicht eine der vielen Leerstände
besser und zentrumsnäher? In der Innenstadt gibt es jedenfalls
mehrere von der Sorte.
In Langendreer am
Birkhuhnweg hat sich ein sehr attraktiver Markt auf nur 700 qm
etabliert. Die Leute gehen da gerne einkaufen, weil das Personal
freundlich und bemüht ist, das Angebot (viel Bio) interessant und
die ganze Athmosphäre angenehm. Was zeigt, dass es zur Attraktivität
gar nicht auf die schiere Größe ankommt.
Es gibt eine
Künstler-Vereinigung, die wollte die Gerberschule als Ateliers
mieten. Stellen Sie sich vor, da wären dann Hobbykurse und
Malunterricht für Kinder angeboten worden. Was für eine
Möglichkeit! Aber die Stadt hat mit fadenscheiniger Begründung die
Vermietung abgelehnt und damit als Eigentümerin Mieteinnahmen
verschmäht.
Es gibt auch einen
Investor, der wollte ein Altenwohnheim dort bauen. Wieder hat die
Stadt abgelehnt. Er hat nicht genug geboten. Geld war also wichtiger
als der absehbare Bedarf in einer Gesellschaft, in der
hilfsbedürftige Alte zunehmen werden. Die Sorge der Stadt ist
offensichtlich, dass wir in Zukunft wohl eher verhungern als
händeringend nach altengerechtem Wohnraum suchen werden.
Dann gab es da noch die
behelfsmäßigen Container der Theatergesellschaft ‚Frohsinn‘.
Die Leute haben eine sinnvolle Jugendarbeit geleistet. Aber sie
mussten da raus. Wieder wurde ein wertvolles Angebot platt gemacht.
Und jährlich grüsst das
Murmeltier.....
Wie lange soll das so
gehen? Ich kann nur sagen: Einen Euro kann man nur einmal ausgeben.
Attraktive und spannende Angebote zählen dagegen immer wieder neu.
Raimund Carmignac