Ärztezentrum - ehemaliges Herbeder Rathaus |
Womit weder der Bürgerkreis, der Heimatverein und die damalige Werbegemeinschaft (als der Vorsitzende der Werbegemeinschaft noch nicht personalidentisch mit dem Leiter des Edeka-Marktes war) gerechnet haben, ist, dass die anfängliche, sympathische Sorge der Ärzte um die möglichen Folgen des Ärztehauses für das Zentrum sich in ihr Gegenteil verkehren würde.
Die Rathausärzte begrüßen nun in einem Leserbrief den Beschluss der Fraktionen von SPD, Grünen und CDU "zur Ansiedlung eines Frischemarktes im Gerberviertel". Die Folgen für das Zentrum nehmen sie wissentlich oder unwissentlich in Kauf: Durch die Ansiedlung wird der mittelständische Einzelhandel in der Meesmannstraße nicht überleben, sagt die CDU (siehe: Zweifel bei der CDU an der anstehenden Gerberviertel- Entscheidung oder der Versuch einer Klientel- Politik?).
Zumindest die 59 Kaufleute, Einzelhändler, Dienstleister und Immobilieneigentümer, die zuletzt in einem öffentlichen Schreiben gegen den Beschlussvorschlag der SPD protestiert hatten, wundern sich, warum Ärzte, deren Aufgabe darin besteht, Menschen zu heilen, den Abbau beruflicher Existenzen und Arbeitsplätzen in Herbede in Kauf nehmen. Ist die Ökonomisierung der Medizin so weit voran geschritten, dass die Ärzte eine "wohnortnahe Komplettversorgung", so lautet die Überschrift des Leserbriefes, für ihr Ärztezentrum anstreben müssen? Hinter dem Ärztehaus befindet sich immerhin schon eine große Apotheke.
Diese "politisch korrekte Positionierung" der Rathausärzte dürfte wohl ein einmaliger Vorgang sein!
"Rathaus" |
Die Ärzte sollten sich über die Bedeutung ihrer Worte für den Stadtteil im Klaren sein und daher mehrfach abwägen, bevor das fachliche Territorium verlassen wird. Was ist übrigens mit dem Piepser, der die Patienten aus dem Zentrum rufen soll?
(Nachwort, Karfreitag, 06.04.2012: Im übrigen lässt der am heutigen Karfreitag verteilte Flyer des Edeka-Konzerns keine Zweifel, welche Auswirkungen dieser Markt auf das Zentrum und wohl auch auf das Café im Medizinzentrum haben wird. Jetzt doch mit Bäcker, Gastronomie, weniger Parkplätzen und dafür mehr Verkaufsfläche?)
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Diagonal im Bild verläuft die stark befahrene Wittener Straße, die das gewachsene Zentrum vom Gerberviertel trennt. Sie gilt auch heute noch als "Zäsur".
Dominik Grütter, der Leiter des Edeka-Marktes spricht simpel aus, was die Supermarkt-Koalition denkt: Wer gegen die "Verschiebung" des Zentrums ist, ist ein Gegner (Grütter, in: Image, April 2011).
>>> Siehe auch: Herbeder Rathausärzte - Wie Patienten zu Kunden werden (Beitrag von munkel)