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Samstag, 24. Dezember 2011

Der "Arbeitskreis Zentrumsentwicklung" und die wundersame Wandlung des Herrn Andreas Hake

Am 26. Oktober 2011 hatte der Bürgerkreis Herbede rechtzeitig die Herbeder Bürger und Geschäftsleute zu einer Präsentation des Einzelhandelsgutachtens von Stadt+Handel [1] eingeladen,
um mit ihnen über die Ergebnisse der Untersuchung zu diskutieren. Die Kosten dafür hat der Bürgerkreis übernommen, weil niemand sonst, weder die Verwaltung noch die örtlichen Parteien, ein Interesse daran zeigte, der Öffentlichkeit die Ergebnisse des Gutachtens vorzustellen. Sie hätten sie lieber für sich behalten.

Die für Herbede in den Rat gewählten Vertreter von CDU und SPD blieben der Bürgerversammlung fern. Sie konnten also auch nicht mitbekommen, dass sich auf dieser Veranstaltung, die von etwa 60 Personen besucht wurde, ein Arbeitskreis gebildet hat, der sich mit Fragen zur Entwicklung des Zentrums auseinandersetzen will. Dieser Arbeitskreis hat inzwischen zweimal getagt.

Der Arbeitskreis Zentrumsentwicklung

Der Arbeitskreis Zentrumsentwicklung will die Chance zu einer sachlichen und politisch neutralen
Diskussion nutzen, die das Einzelhandelsgutachten von Stadt+Handel (2011) [1] ermöglicht hat. Die Teilnehmer des Arbeitskreises wollen die Bedeutung der Ergebnisse für die zukünftige Entwicklung des Stadtteils überprüfen und an Hand von sachbezogenen Argumenten und unter Einbeziehung möglichst vieler fachkundiger Bürger ein integriertes Konzept für das Zentrum entwickeln.
Dies ist wahrhaftig keine leichte Aufgabe. Der Einzelhandelsverband und die Industrie- und Handelskammer im Mittleren Ruhrgebiet haben ihre Unterstützung zugesagt. Selbstverständlich kann die Verwaltung sich nicht aus ihrer Verantwortung gegenüber Herbede zurückziehen und muss ihren Beitrag zu dieser gemeinsamen Arbeit leisten.

Entscheidend aber ist, ob die Herbeder Bürger diese Chance nutzen werden und sich nicht durch egoistische Parteiinteressen entmutigen lassen. In diesem Punkt sind die Aktiven allerdings zuversichtlich, nicht zuletzt wegen der eindeutigen Stellungnahme der Herbeder Geschäftsleute und Immobilieneigentümer. (50 Geschäftsleute und Immobilieneigentümer im Zentrum Herbedes lehnen die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebes im Gerberviertel ab).

Weder die Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Claudia Gah ("Für Herbede sehe ich meine Hauptaufgabe darin, ein Gesamtkonzept für die Entwicklung unseres Stadtteils zu erarbeiten", in: "Der Herbeder", September 2011) noch der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Herbede Georg Klee (Der Ortsverein fordert auf, die Strukturen und Nutzungen in der Meesmannstraße „neu zu erfinden“, in: SPD-Umfrage. Bürger sorgen sich um Handel in Herbede, 22.08.2011, Ruhr Nachrichten) können diese Aufgabe alleine lösen. Sie brauchen dazu die Mitwirkung möglichst vieler aktiver Kräfte im Ort.

Die örtlichen Parteien sehen in dem Engagement von Bürgern derzeit noch eine Konkurrenz zu ihren Parteiorganisationen und verschließen sich den Chancen, die eine gemeinsame Gesprächsplattform für Herbede bietet. Sie lassen sich auf unsinnige Aktionen ein, wie beispielsweise die Unterschriftensammlung der SPD Im Sommer 2011, weil sie von dem Wunsch beseelt sind, ihre Partei zu profilieren. Dieser Schuss kann nach hinten los gehen, wie die SPD gerade merkt.

Wenn das Thema Zentrumsentwicklung weiterhin in dieser Art und Weise politisiert wird, anachronistisch und unaufgeklärt, wie dies in den vergangenen Jahren zu beobachten war, kann der Stadtteil bald mehr beklagen als nur den Stillstand, nämlich seinen Tod.
Andreas Hake* sucht die Schuldigen. In einer Art Weihnachtsansprache schreibt Andreas Hake in der Dezember-Ausgabe des Herbeder:
"Liebe Herbeder Bürger, zu meiner Verwunderung habe ich jetzt erfahren, dass sich neben Bürgerkreis und der Werbegemeinschaft noch eine dritte Gruppierung in unserem schönen Ort gebildet hat: Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden auf der Meesmannstraße oder so!!! Hallo: Wie viele Vertretergruppen gegenüber der Verwaltung brauchen wir denn noch? Wie soll sich denn eine jetzt schon völlig überforderte Verwaltung noch eine sinnvolle Meinung bilden können? Wer steckt eigentlich hinter der neuen Vereinigung?..." (Der Herbeder, Dezember 2011, S. 37)
Ja, der "Arbeitskreis Zentrumsentwicklung" ist eine Idee, die im Bürgerkreis entstand. Ja, mit dieser Idee will der Bürgerkreis die Diskussion über die zukünftige Entwicklung des Zentrums auf einen neutralen Boden stellen. Es geht schließlich nicht um einen Wettbewerb, wer als erster welches Thema besetzt und damit in der Öffentlichkeit brilliert, sondern darum, ein gemeinsames, unabhängiges Konzept zur zukünftigen Entwicklung unseres Stadtteils zu erarbeiten. Die Mitglieder der örtlichen Parteien sollten dazu beitragen und sich nicht verkriechen - öffentlich und transparent, damit sie wählbar sind. Und sie sollten sich nicht auch noch schützend vor die Verwaltung stellen, die sich die Mehrarbeit teilweise selbst zu verdanken hat, weil sie beispielsweise Bürgerbeschlüsse zum Gerberviertel immer wieder ignoriert!

Die nächsten Termine und Treffpunkte des Arbeitskreises Zentrumsentwicklung sind jeweils auf der Homepage des Bürgerkreises angekündigt, sie sollten auch der örtlichen Presse mitgeteilt werden. Die Themen und Ziele geben sich die Teilnehmer des Arbeitskreises und möglicher Arbeitsgruppen jeweils selbst vor, eine Hierarchie gibt es nicht. Die Ergebnisse der Gespräche werden in einem Protokoll festgehalten. Veröffentlicht werden sie auf der Homepage des Bürgerkreises, gerne auch auf den Homepages der Parteien, Vereine etc. Zurzeit stellt Uta Heiermann (ACC-Kurse) ihre Räumlichkeiten dankenswerter Weise zur Verfügung.
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*Andreas Hake hat die Aktion "Schwarzer Donnerstag" im Jahr 2007 aktiv unterstützt. Er hat den Aufruf  "Rettet das Zentrum" als Verantwortlicher mit unterschrieben. Mit seiner Unterschrift hat er ebenfalls bekundet, dass er auch persönlich dazu bereit ist, "... aktiv an der Stärkung und "Entwicklung des Zentrums mitzuarbeiten".
Auch Andreas Hake hat, wie weitere 114 Unterzeichner, mit seiner Unterschrift 2007 folgendes verlangt:
  • "Keine Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebes außerhalb des gewachsenen Zentrums. Keine Nachgiebigkeit gegenüber den Wegzugsdrohungen bzw. Forderungen großflächiger Einzelhandelsbetreiber!
  • Genaue Analyse der Einzelhandelssituation in Herbede durch ein ergänzendes Gutachten; ...
  • Entwicklung des im Zentrum ausreichend vorhandenen Flächenpotenzials!
  • Ladenlokalmanagement (auch) für Herbede!
  • Wiedereinführung der Parkscheibenregelung; Abbau der Parkautomaten!" ("Rettet das Zentrum")
Uns ist nichts über Herrn Hakes eventuelles Engagement für eine dieser Forderungen bekannt.
Herr Hake hat aus uns nicht bekannten Gründen inzwischen seine Meinung geändert und fordert jetzt einen Edeka-Markt im Gerberviertel, weil "... es mittelfristig keine Alternative in Herbede geben wird, um auch in Zukunft eine für den Betreiber und Kunden vernünftige Versorgung sicherzustellen. Stillstand ist Rückschritt - und leider steht es bei uns im Dorf schon viel zu lange!!!"
Das Dorf steht still? Dann sollte Herr Hake sich nicht schützend vor die aus seiner Sicht "jetzt schon völlig überforderte Verwaltung" stellen, die dem Stadtteil gegenüber jedoch Verpflichtungen wahrzunehmen hat. Und er sollte endlich damit beginnen, seine Versprechen einzulösen!

>>>  50 Geschäftsleute und Immobilieneigentümer im Zentrum Herbedes lehnen die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebes im Gerberviertel ab


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[1] Stadt+Handel: "Überprüfung der einzelhandelsbezogenen Entwicklungszielsetzungen für den Standortbereich Witten-Herbede, 12. September 2011", 12 MB (pdf)