Die Ortsverbandsvorsitzende und gleichzeitige Fraktionsgeschäftsführerin Claudia Gah hofft darauf, dass die Partei der Sachkompetenz ihres Ortsverbands vertraut. Darauf hoffen auch wir, aber auch darauf, dass die Wittener CDU dem Ortsverband nicht folgt, wenn berechtigte Zweifel an dessen Sachkompetenz bestehen. Immerhin geht es um die Zukunft des zweitgrößten Stadtteils von Witten!
Es braucht jedenfalls keine besondere Sachkompetenz, um zu erkennen, dass die drei großen Lebensmittelgeschäfte (mit jeweils ca. 600 m2 Verkaufsfläche und laut Gutachten mit gesunden Umsatzzahlen) nicht ans Aufgeben denken und der Zweck des Moratoriums erfüllt ist. Das Moratorium kann also aufgehoben werden.
Die Fläche im Gerberviertel muss, im Sinne des von der CDU vorgeschlagenen Moratoriums, nicht länger für einen großflächigen Lebensmitteleinzelhandel bevorratet und kann endlich für andere Zwecke genutzt werden, beispielsweise für Seniorenwohnungen, ein Vereinshaus, ein Hotel...Der Ortsverband der Union hat sich laut WAZ das Einzelhandelsgutachten, das vom Dortmunder Institut „Stadt + Handel“ erstellt wurde, genau durchgelesen. Claudia Gah beklagte gegenüber der Zeitung, dass nur ein Prozent der Herbeder Bevölkerung befragt worden sei: „Das ist nicht repräsentativ.“
Repräsentative Meinungsumfragen: Infratest oder SPD-Ortsverein?
Lesen allein genügt nicht, möchte man Frau Gah zurufen, man muss auch etwas über repräsentative Umfragen und Stichproben verstehen! Nahezu jeder Bürger weiß, dass Meinungsumfragen, beispielsweise vor Bundestagswahlen, auf Zufalls-Stichproben beruhen, dass die Wahlforschung generell aus finanziellen und organisatorischen Gründen mit "Stichproben" arbeitet. Befragt wird lediglich eine kleine Auswahl von Personen, zum Beispiel 1000, die für viele Millionen wahlberechtigte Bundesbürger stehen. Und dennoch sind die Ergebnisse, wenn auch nicht auf die Kommastelle genau, aussagefähig. Repräsentativ ist eine Umfrage dann, wenn die Auswahl der Befragten möglichst alle Merkmale der zu erforschenden Personengruppe in verkleinertem Maßstab abbildet. (wenigstens mal kurz nachschlagen, beispielsweise bei Infratest dimap, FAQs) Insofern ist auch der Hinweis auf die Zahl der von den SPD-Ortsvereinen befragten Bürger völlig an der Sache vorbei. Nicht die Menge macht's, sondern die Qualität der Auswahl!Es wäre von der CDU-Ortsverbandsvorsitzenden klüger gewesen, die erste öffentliche Diskussion über das Gutachten von Stadt und Handel am 26.10.2011 abzuwarten, dort Fragen zu stellen, und ihre Inkompetenz nicht in der Presse zu outen (siehe: Herbeder Zentrum stärken durch Kooperation! Einladung an die Gewerbetreibenden, Immobilieneigentümern und an alle interessierten Bürger und Bürgerinnen zum Herbeder Informationsabend, am Mittwoch, den 26. Oktober 2011, 19.00 Uhr, im Markuszentrum, Meesmannstr. 80, Herbede)
- Warum zollt Frau Gah der SPD wegen deren Umfrage Respekt („Ich finde es richtig, dass die SPD die Bevölkerung befragt hat, ..."), obwohl gar nicht DIE Bevölkerung, sondern 754 Passanten befragt wurden, aber nicht den 1.500 Bürgern, die 2007 aus eigenem Antrieb Unterschriften gegen die Ansiedlung im Gerberviertel gesammelt haben?
- Warum behauptet Frau Gah, die Werbegemeinschaft "wünscht sich einen Lebensmittel-Vollsortimenter im Gerberviertel“, obwohl dies in dem Protokoll der Werbegemeinschaft, das uns vorliegt, nicht dokumentiert ist? 13 (dreizehn) Mitglieder der Werbegemeinschaft haben laut deren Protokoll vom 18.08.2011 für die Aufhebung des Moratoriums gestimmt, aber NICHT für die Ansiedlung eines Vollsortimenters im Gerberviertel. Aber 115 Gewerbetreibende allein aus dem Bereich der Meesmannstraße, darunter fast alle Mitglieder der Werbegemeinschaft, haben die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmittelsupermarktes im Gerberviertel durch ihre Unterschrift ABGELEHNT. Deren Stimmen zählen nicht? Warum nicht?