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Montag, 13. August 2012

Softeinstieg für Personenüberwachung in der Wittener Innenstadt?

Kameras sollen ab Oktober 2012 in Witten (knapp 100.000 Einwohner) über mindestens drei, möglicherweise auch zehn Jahre messen, wie viele Fußgänger sich in der Innenstadt aufhalten.
Witten gilt als die erste Stadt, in der so eine langfristige Messung gemacht wird. Die Initiative geht offenbar vom Wittener Stadtmarketing und der Standortgemeinschaft aus, jedenfalls sind sie maßgeblich daran beteiligt. Die Kameras sollen an fünf bis sieben Messpunkten in der Innenstadt zwischen Rathaus und unterer Bahnhofstraße installiert werden. Ähnliche Systeme sind in Kaufhäusern im Einsatz. Sie registrieren Laufwege, Verweilpunkte, um daraus Rückschlüsse auf das Warenangebot, Dekorationen usw. ziehen zu können.
Dieses Verfahren wird jetzt auf die gesamte Innenstadt übertragen.

Bedenken gegen mögliche Personenüberwachungen werden zerstreut, es würden keine Menschen abgebildet, sondern nur gezählt.
Die Technik liefert die Wittener Firma Crosscan. Sie erklärt auf ihrer Firmenseite, dass die Betrachtung von Live-Bildern nicht vorgesehen, aber "nach Eingabe eines Passwortes zu Wartungs- und Konfigurationszwecken möglich" sei.

Softeinstieg für Personenüberwachung?

Crosscan behauptet, die genannten Verfahren seien datenschutzrechtlich unbedenklich. "Durch die Möglichkeit der Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume sind die Anlagen wie eine Videoüberwachungsanlage zu behandeln." Ist Misstrauen angebracht?

Gerade erst deckte Wikileaks ein umfangreiches, bisher unbekanntes Überwachungssystem in Amerika auf. Von der EU werden zurzeit Millionen Euro in das Projekt Indect gesteckt, das neue Überwachungsmethoden entwickelt...


>>> Siehe auch: "Wir sind technisch schon weit über Orwell hinaus" - ACTA und ESM

Fotograf: laurent gauthier, © piqs.de